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"Ein ,Pink Day‘ in der Autostadt – das wär‘ doch mal was!"
Wolfsburger Kreis vertritt bei VW Lesben und Schwule – "Ohne Outing ist das Leben 24 Stunden Panik"
Als Christian Hoppe vor 25 Jahren mit befreundeten Homosexuellen durch die Porschestraße lief, habe man sie mit Steinen beworfen.
Schwulsein – das sei auch heute noch schwer, besonders in Wolfsburg, sagt Hoppe. "In so einer Arbeiterstadt outet man sich nicht."
"Die Situation in Wolfsburg ist katastrophal – es gibt keine Kneipe, keinen Verein für Homosexuelle", kritisiert der 42-Jährige. Zwei händchenhaltende Männer oder Frauen in der Innenstadt – das sei hier fast undenkbar. Die Angst von Kollegen entdeckt zu werden, sei einfach zu groß.
"Es gibt Beispiele von Leuten, die bei VW noch etwas werden wollen und sich deshalb das Foto einer Schein-Freundin auf den Schreibtisch stellen, obwohl zu Hause der Freund wartet." Die Dunkelziffer der nicht-geouteten Schwulen und Lesben beim Großkonzern sei groß, auch in den Chefetagen, da ist sich Christian Hoppe sicher.
Vor sieben Jahren hat er den Wolfsburger Kreis mit gegründet, eine Interessenvertretung homosexueller Frauen und Männer bei Volkswagen. Manche, sagt er, wollen einfach nur reden: "Ohne Outing ist das Leben 24 Stunden Panik." Die Angst erwischt zu werden, sei bei vielen allgegenwärtig.
Diese Angst, sich öffentlich zur eigenen Sexualität zu bekennen, kommt nicht von ungefähr. Christian Hoppe kann einige Mobbing-Beispiele aufzählen. Einmal sei ein Bandarbeiter aus Hannover von Kollegen samt Klamotten unter die kalte Dusche gezerrt worden – "damit du warmer Bruder dich mal abkühlst", sollen sie gesagt haben.
In solchen Fällen hilft der Wolfsburger Kreis den Betroffenen, erwirkt Versetzungen, schaltet Personalabteilung und Betriebsrat ein. "Wer mobbt, bleibt, wer gemobbt wird, muss gehen", das sei leider oft Realität.
Obwohl es im Alltag vieler Homosexueller noch immer an Toleranz fehle, sei ihnen seit der Gründung des Wolfsburger Kreises zunehmend Beachtung entgegen gebracht worden. "Es ist den Menschen bewusst geworden, dass auch Schwule und Lesben 25 Millionen Golf gebaut haben, sagt der Verkaufssachbearbeiter. Acht Jahre habe er in Wolfsburg am Band gearbeitet. Frotzeleien und Konfrontationen habe auch er kennengelernt, dennoch ist er überzeugt: Ein offensives Outing erleichtert auch den Berufsalltag.
Noch mehr Offenheit wolle der Wolfsburger Kreis in Zukunft erwirken: "Ein ‚Pink Day‘ in der Autostadt – das wär‘ doch mal was!" An eine Realisierung glaubt er indes nicht so richtig. Zwar repräsentiere die Interessenvertretung das Unternehmen positiv, sei auch bei Betriebsversammlungen willkommen – an Unterstützung aus dem Konzern mangele es jedoch, bedauert Hoppe. "Wir bekommen weder Geld noch Know-how an die Seite gestellt. Auch über einen eigenen Ansprechpartner würden wir uns freuen."
Wolfsburger Nachrichten, 06.02.2009, S. 23 (Text: Kristina Schlegel)
Hinnerk, das schwule Magazin im Norden
Sie leisten Hilfestellung beim Coming out, unterstützen Opfer von Moobing-Attacken, und manchmal gehen sie auch gemeinsam Kegeln: Schwul-lesbische Betriebsgruppen leisten nicht nur scheinbar nötige Arbeit, sei liegen auch voll im Trend. Kaum mehr ein Konzern, der sich keine Ansprechpartner für seine homosexuellen Mitarbeiter leistet. Die vermeindlich konservative Deutsche Bank hat die schwul-lesbische Rainbow Group, Ford Globe agiert - der Name lässt es erahnen - sogar weltweit. Auch bei der Gewerkschaft ÖTV muss sich kein Schwuler alleine fühlen, ebenso wenig wie bei Volkswagen. "Wolfsburger Kreis" ist der Name der Gruppe, die sich bei VW für die Belange schwuler und lesbischer Mitarbeiter einsetzt. Erst im Sommer letzten Jahres gegründet, gibt es heute schon 120 VW-Mitarbeiter, die dem "Wolfsburger Kreis" nahe stehen. " Rund 50 davon stehen zu ihrer Homosexualität, auch innerhalb des Betriebes" weiß WK-Teamsprecher Uwe Kammerhoff, " die restlichen 70 Leute möchten lieber in keinen Mitgliedslisten auftauchen." |
Unter die kalte Dusche gestellt
Zwar verbietet die VW-Sozialcharta Diskriminierung jeglicher Art, auch aufgrund der sexuellen Orientierung. Trotzdem sieht Kammerhoff eine " unbedingte Notwendigkeit" für den " Wolfsburger Kreis":" Was nützt uns die beste Sozialkultur, wenn Mobbing-Opfer nicht den Mut finden, sie in Anspruch zu nehmen?" In seiner relativ kurzen Amtszeit sind dem 52-jährigen Sachbearbeiter schon viele Fälle des Mobbings von Schwulen und Lesben bekannt geworden. Eine grundlegende Erkenntnis Kammerhoffs: Während der Psychoterror unter Angestellten meist sehr subtil ausgeübt wird, geht´s unter den Arbeitern auch schon mal recht ruppig zu:" Ein Kollege aus dem Werkstatt-Bereich wurde vor kurzem unter die kalte Dusche gestellt, damit er mal "ein bisschen abkühlt." Trotzdem sind es in erster Linie einfache Arbeiter, die sich zum "Wolfsburger Kreis" gesellen. " Angestellte sind zurückhaltender, je höher sie in die Hirachie stehen" hat Kammerhoff beobachtet. " Ab einem bestimmten Dienstgrad hat man nicht schwul zu sein. Da geht es dann nur noch um Karriere." Während der Betriebsrat den " Wolfsburger Kreis" nach Angaben Kammerhoffs vorbildlich unterstützt, scheint die VW-Führungsspitze dem Homo-Treiben noch skeptisch gegenüber zu stehen. " Die VW-Chefs scheinen uns nicht wirklich ernst zu nehmem, sie berufen sich lieber auf ihre Sozialcharta", sagt Uwe Kammerhoff, " aber immerhin haben sie uns zu verstehen gegeben, dass sie unseren Einsatz zu würdigen wissen.
Privatheiten im Streifendienst
Fritz Behrens nimmt die Arbeit von Horst Rühlecke uns seinen Kollegen sehr ernst. Rühlecke ist Oberkommissar bei der Kölner Polizei und Sprecher des Vereins lesbischer und schwuler Polizisten in Nordrhein-Westfalen (VelsPol NRW). VelsPol cocht Behörden wie das NRW-Innenministerium und desen Chef Fritz Behrens (SPD) im Umgang mit homosexuellen Polizisten und erhält dafür breite Unterstützung. " Wir haben erreicht, dass es bei der Polizei in NRW keine institutionelle Ablehnung von Schwulen und Lesben mehr gibt", freut sich Rühlecke. Zwar gäbe es immer wieder Fälle der Diskrimierung, die seien aber auf das böse Engagement Einzelner zurückzuführen.Pauschalisieren mag Horst Rühlecke seinen Optimismus aber dann doch nicht: " Natürlich sitze ich hier im liberalen Köln, ein Dorfsherrif im tiefsten Bayern wird sich womöglich immer noch nicht problemlos outen können."
Die VelsPol-Arbeit beschrängt sich aber nicht auf bloße Coming-out-Beratung oder Vorträge vor Behörden und Verbänden. " Es kommt schon mal vor, dass uns heterosexuelle Kollegen konsultieren, die mit einem schwulen Partner zusammenarbeiten", berichtet der 37-Jährige. Schließlich kann es gerade im Streifendienst passieren, dass Homo und Hetero stundenlang zusammen im Auto sitzen. " Da kann man eine ganze Menge aus dem Privatleben des anderen erfahren, aber es können auch eine Menge Fragen aufgeworden werden." In erster Linie sind es trotzdem Schwule und Lesben, die die Hilfe des Vereins suchen. Wie der Polizist, der ungeoutet seit 26 Jahren ein Doppelleben führt. " Es kommt immer noch relativ häufig vor, dass sich Polizisten nicht outen", sagt Kommissar Rühlecke. " Dann ist es gut, dass es unseren Verein gibt."
Durch die Bank verzaubert
Ungeoutet am Arbeitsplatz? Für Sven Lange ist das kein Thema. der 35-Jährige arbeitet im IT-Bereich der Hamburger Sparkasse und war eines der ersten Mitglieder der schwul-lesbischen Betriebsgruppe der HaSpa. 1995 unter dem hübschen Namen " Durch die Bank verzaubert" gegründet, sorgte die Gruppe nicht nur für Aufsehen, sie fand auch rasch Zulauf. Rund 20 Mitglieder kümmerten sich in Hoch-Zeiten um die Sorgen und Nöte homosexueller Banker. " Ich bin aus reiner Neugier zur Gruppe gestoßen, hatte aber selbst keine Schwierigkeiten in der Bank", erinnerte sich Lange. " Darum überraschten mich die die Probleme der Kollegen sehr." Schon bald engagierte sich Lange in der Gruppe, organisierte Treffen im Magnus-Hirschfeld-Centrum, führte Gespräche mit dem Betriebsrat der HaSpa, bastelte eine Internet-Seite für die Betriebsgruppe.
Heute ist alles anders. Seit etwa zwei Jahren ist " Durch die Bank verzaubert" laut Lange " inaktiv". " Der erste Artikel über uns, der in unserer Mitarbeiterzeitung erschien, wurde von der Geschäftsleitung stark beäugt. Durch unsere Präsenz aber haben wir erreicht, dass viele Leute ihre Haltung gegenüber Homosexuellen überdacht haben. Mehr Akzeptanz als heute können wir uns nicht wünschen." Wenn schwul-lesbische Betriebsgruppen erst einmal so weit gekommen sind, ist ihre Inaktivität ein gutes Zeichen.
Bei der Deutschen Bank ist das noch anders. " Wo Vorurteile herrschen, kann sich keine Geistesfreiheit entfalten." Das Zitat des österreichischen Lyrikers Othmar Capellmann schmückt die Internet-Seite der Rainbow Group. Hocherfreut zeigt man sich bei der Deutschen Bank in Frankfurt über die Präsenz der schwul-lesbischen Betriebsgruppe, für die das bankhaus jüngst sogar mit dem Max-Spohr-Managementpreis 2002 des Völklinger Kreises, des Bundesverbandes homosexueller Manager, ausgezeichnet wurde. Ob es im Geiste Capellmanns war, die Bitte von hinnerk um ein Interview mit der Rainbow Group abzulehnen? Die Antwort darauf kennt wohl nur die Pressestelle der Deutschen Bank...
Autor: Oliver Pries, Hinnerk 04/03
Warndreieck
Eine Information der IG Metall Vertrauenskörperleitung des Volkswagenwerkes Wolfsburg
Wolfsburger Kreis Der Wolfsburger Kreis (WK) ist eine Vereinigung von homosexuellen MitarbeiternInnen bei Volkswagen. Er hat sich im Sommer 2002 nach Kontakten mit dem Diversity Management der Volkswagen Bank konstituiert.
Er versteht sich als Anlauf- und Vermittlungsstelle für schwule und lesbische Mitarbeiter der Volkswagen AG, die sich durch Mobbing, Diskrimierung oder Benachteiligung anderer Art in ihrem persönlichen Wohlbefinden,sowie einer optimalen Arbeitsleistung behindert fühlen.Unser Ziel ist das Erreichen eines umfassenden partnerschaftlichen Verhaltens am Arbeitsplatz. Dazu streben wir die Zusammenarbeit sowohl mit der Unternehmensleitung als auch mit dem Gesamtbetriebsrat an. Uwe Kammerhoff, der Teamsprecher des WK, und sein Vertreter Christian Hoppe vertreten die Interessen der derzeit 120 Schwulen und Lesben aus den fünf inländischen Standorten der Marke Volkswagen. Zur Zeit gibt es intensive Kontakte und Gespräche zu den Gremien des Gesammtbetriebsrates, der Vertrauenskörperleitung und zum Personalwesen. Mit der Betriebsvereinbarung " Partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz" sowie der Sozialcharta 2002, welche Chancengleichheit und Gleichbehandlung u.a. auch ungeachtet der sexuellen Ausrichtung festgeschreibt und gewährleistet, verfügt das Unternehmen Volkswagen über vorbildhafte Instrumente, die Belange unserer Mitglieder aber auch die anderen Betroffenen umzusetzen. Jedoch kann ein Betroffener nur dann Hilfe erhalten, wenn er sich an die entsprechenden Gremien im Unternehmen wendet. Erfahrungsgemäß scheuen vile Lesben und Schwule, den ersten Schritt zu tun. Das heißt, aus falscher Scham bzw. auch einfach aus Hemmung, sich als Homosexueller einem(r) heterosexuellen Fachmann(frau) zum Beispiel des Personal- und Gesundheitswesens oder einem(r) heterosexuellen Vertrauensmann(frau)/ Betriebsrat(rätin) anzuvertrauen, wird der alles entscheidende erste Kontakt erst gar nicht hergestellt.
Hier setzt die Arbeit des Wolfsburger Kreises an. Wir wollen erste Ansprechpartner und Vermittler sein, damit Mobbing, Diskriminierung, ein belastendes Doppelleben als ungeouteter Homosexueller aber auch die allgegenwärtige Furcht vor einem Karriereknick endgültig der Vergangenheit angehören.
Die Volkswagen AG beschäftigt derzeit einschließlich der Auszubildenden 104.700 Mitarbeiter. Bei einer vorsichtigen Schätzung von 5% Homosexuellen gemessen an der Gesamtbevölkerung, müssten statistisch gesehen 5.200 homosexuelle Mitarbeiter VW-AG beschäftigt sein. Uns sind 120 Mitglieder des Wolfsburger Kreises bzw. Interessierte Mitarbeiter bekannt. Diese Relation spricht Bände über das nach wie vor anzutreffende Akzeptanz- und Toleranzverhalten im Kollegenkreis. Selbstverständlich bleibt es jedem Mitarbeiter überlassen, seine sexuelle Orientierung preiszugeben oder sie für sich zu behalten. Das Motiv, die zu tun oder nichtzu tun, darfjedoch nicht von der Furcht begleitet sein, Repressalien oder das Ende seiner beruflichen Karriere erwarten zu müssen! Hier wirksame Hilfe anzubieten ist das Hauptanliegen des Wolfsburger Kreises.
Uwe Kammerhoff Wolfsburger Kreis Teamsprecher
Der Wolfsburger Kreis trifft sich jeden 1. Donnerstag im Monat ab 19 Uhr im "Tannenhof", Kleiststraße 46, in Wolfsburg. Jedermann ist willkommen!
Warndreieck 05/03)
Info Betriebsversammlung
Wolfsburger Kreis: Informationsstand auf der Betriebsversammlung
Wir Beraten im Konfliktfall – "Wolfsburger Kreis" hilft homosexuellen Mitarbeitern
Seit einem Jahr bereits gibt es den "Wolfsburger Kreis", eine Vereinigung homosexueller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Volkswagen AG. Während der jüngsten Betriebsversammlung stellten sie sich mit einem Informationsstand vor.
120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen, haben sich dem Wolfsburger Kreis angeschlossen. An allen fünf inländischen Standorten gibt es Standort-Sprecher, in Wolfsburg hat Sonja-Beatrice Koch diese Funktion übernommen. Jeden ersten Donnerstag im Monat treffen sich die Mitglieder um 19 Uhr im Wolfsburger Restaurant " Tannhof" zum Erfahrungsaustausch.
" Es kostet viel Kraft und Energie, seine Homosexualität zu verschweigen", sagt Uwe Kammerhoff, Leiter und Teamsprecher des Wolfsburger Kreises. Trotzdem führen viele Homosexuelle gewissermaßen ein Doppelleben und outen sich nicht - sie befürchten Mobbing, Ausgrenzung oder gar das Ende der Karriere. " Wir nehmen nicht die Aufgabe des Unternehmens wahr, bieten uns aber als erste Anlaufstelle und Vermittler an, wenn Kollegen Schwierigkeiten auf Grund ihrer Homosexualität haben", so Kammerhoff.
Info
Weitere Info im Internet unter : www.wolfsburger-kreis.de
Wir in Braunschweig 7_2003
Wolfsburger Kreis
Der Wolfsburger Kreis (WK) ist eine Vereinigung von homosexuellen MitarbeiterInnen bei Volkswagen. Er hat sich im Juni 2002 konstituiert und versteht sich als Anlauf- und Vermittlungsstelle für schwule und lesbische Beschäftigte der Volkswagen AG, die sich durch Mobbing, Diskriminierung oder Benachteiligungen anderer Art in ihre Persönlichkeitsentwicklung gehindert fühlen. Teamsprecher Uwe Kammerhoff und sein Vertreter Christian Hoppe vertreten zur Zeit die Interessen von 120 Schwulen und Lesben der fünf inländischen Standorte der Marke Volkswagen. Mit der Betriebsvereinbarung "Partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz" und der "Sozialcharta 2002", die Chancengleichheit und Gleichbehandlung u.a. ungeachtet der sexuellen Ausrichtung festschreibt, verfügt das Unternehmen über hervorragende Instrumente, die Belange und Rechte alle Werkangehörigen und damit auch der Homosexuellen, zu schützen. Diese können allerdings nur wirksam werden, wenn die Betroffenen sie auch nutzen. Hier bietet der Wolfsburger Kreis seine Mithilfe an, indem er als erster Ansprechpartner dient und eine Vermittlerrolle zu den zuständigen Stellen (Personalwesen, Gesundheitsschutz, Betriebsrat oder Vertrauensleute) einnimmt. Überträgt man die vorsichtige Schätzung eines Anteils 5 %, Homosexueller an der Gesamtbevölkerung auf die Beschäftigten der VW AG, müssten dort ca. 5200 homosexuelle Menschen beschäftigt sein. Bekannt sind die 120 Mitglieder des Wolfsburger Kreises. Diese Relation sagt einiges aus über das nach wie vor anzutreffende Akzeptanz- und Toleranzverhalten im Kollegenkreis. Hier wirksame Hilfe anzubieten, ist das Hauptanliegen des Wolfsburger Kreises.
Weitere Informationen: www.wolfsburger-kreis.de oder www.queerdirect.de, einer Gruppe, die sich bei der Volkswagen Bank im Rahmen des Diversity Managements gegründet hat.
Wolfsburger Allgemeine 11.11.2003
VW: Homosexuelle kämpfen um Anerkennung
Wolfsburger Kreis vertritt Interessen - Mobbing ist auch im Werk immer noch ein Problem
Der Umgang mit homosexuellen Mitarbeitern - auch bei Volkswagen ein brandaktuelles Thema: Noch immer fürchten viele schwule und lesbische VW-Angestellte Repressalien von Kollegen und Vorgesetzten. Noch immer hatten es deshalb die meisten für angebracht, ihre Homosexualität zu verschweigen oder gar zu verbergen. Das zu ändern, hat sich der "Wolfsburger Kreis" zum Ziel gesetzt.
Vor anderthalb Jahren gegründet, hat der Wolfsburger Kreis heute 70 aktive Mitglieder und 60 nahe stehende Interessenten, die lieber im Hintergrund leiben: "Bei einer geschätzten Zahl von 5200 homosexuellen VW-Mitarbeitern in den inländischen Standorten ist das eine verschwindend geringe Zahl", sagt Uwe Kammerhoff, Sprecher der Gruppe.
Die Gründe, warum über 97 Prozent der Schwulen und Lesben ihre Homosexualität nicht publik machen, scheinen klar: "Mobbing aufgrund der sexuellen Orientierung kommt bei VW leider immer noch vor. Allerdings bei weitem nicht mehr so stark wie in früheren Zeiten", weiß Kammerhoff. Dazu beigetragen hat neben der Betriebsvereinbarung "Partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz", die Chancengleichheit ungeachtet der sexuellen Orientierung garantiert, auch der Wolfsburger Kreis.
"Schwerpunkt unserer Arbeit ist es, Homosexualität zu enttabuisieren", erklärt Sonja Koch, Ansprechpartnerin im Wolfsburger VW-Werk. Das sei allerdings ein langwieriger Prozess, da auch bei VW nach wie vor die Meinung vorherrsche, dass Homosexuelle keine Führungsaufgaben wahrnehmen könnten. "Dass das Quatsch ist, zeigen Beispiele bei anderen Automobilkonzernen, bei Großbanken oder in der Politik", so Kammerhoff.
Der Wolfsburger Kreis trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Tannenhof, Kleiststraße 49. Infos im Internet unter www.wolfsburger-kreis.de
Wir in Braunschweig 49_2003
Homosexualität aus der Tabuzone holen
Mit der Erfahrung der Benachteiligung am Arbeitsplatz werden Schwule und Lesben meist allein gelassen. Vor eineinhalb Jahren hat Uwe Kammerhoff den Wolfsburger Kreis ins Leben gerufen. Erklärtes Ziel ist es, das Thema Homosexualität aus der Tabuzone herauszubringen.
"Vor drei Jahre habe ich mich geoutet, und ich weiß aus eigener Erfahrung welche Schwierigkeiten die Gesellschaft mit diesem Bekenntnis hat", so der 52-jährige kaufmännische Angestellte aus dem Bereich Beschaffung, Mobbing und Diskriminierung gibt es auch im Volkswagenwerk.
Was als lockerer Stammtisch begann, ist inzwischen zu einer organisierten Interessengruppe geworden. Sie vertritt zurzeit 70 Mitglieder aus allen inländischen Standorten und wirbt für Toleranz, Akzeptanz und Wertschätzung.
"Mir geht es vor allen Dingen darum, dass sich die Werksangehörigen an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, denn nur wer mit Freude seine Arbeit erledigt, der ist auch kreativ und das nützt schließlich vor allem Volkswagen", betont der Begründer des Wolfsburger Kreises. Das Einbringen der eigenen Persönlichkeit in die Arbeitswelt sei einer jener selbstverständlichen Faktoren, die sich positiv auf das Betriebsklima auswirken und letztendlich die Qualität des Produktes und damit auch das Images des Unternehmens entscheidend beeinflussen.
"Wenn ein Heterosexueller das Bild seiner Partnerin auf dem Schreibtisch stehen hat, dann ist das normale Familienverbundenheit. Wenn ein Schwuler das Bild seines Freundes an gleicher Stelle platziert, dann wird das von vielen als unangemessenes sexuelles Bekenntnis und als aufdringlich bewertet - ganz nach dem Motto: Ich habe nichts gegen Schwule, aber sie sollen es nicht so zu Schau stellen." Der Mensch, der Arbeitskollege werde auf seine Sexualität reduziert, seine Gesamtpersönlichkeit gerate völlig außer acht - und das darf nicht sein.
"Ich habe den Schritt gewagt und mich geoutet. Viele andere tun das nicht, weil sie befürchten, dass es ihrer Karriere schaden könnte", so Kammerhoff. Der Wolfsburger Kreis bietet Betroffenen eine Anlauf- und Beratungsstelle an. Der Wolfsburger Kreis trifft sich zum lockeren Gedankenaustausch an jedem ersten Donnerstag im Monat ab 19 Uhr im Restaurant "Tannenhof", Kleiststraße 49 in Wolfsburg. Darüber hinaus finden regelmäßige Arbeitstreffen sowie Besprechungstermine mit betroffenen Stellen des Unternehmens statt.
Interessenverband homosexueller Mitarbeiter der Volkswagen AG
Treffen Jeden 1. Donnerstag ab 19 Uhr im TANNENHOF, Kleiststr.49, Wolfsburg. Fällt der 1. Donnerstag auf einen Feiertag, treffen wir uns nur eine Woche später!
Christian Hoppe
christian.hoppe[at]wolfsburger-kreis.de
Mobil 0171-8 51 02 58